Seit Jahren steigen ambulant-sensitive Krankenhausfälle (ASK) und Pflegeheim-sensitive Krankenhausfälle (PSK)
In Deutschland beläuft sich die Anzahl pflegebedürftiger Personen auf etwa 5 Millionen, von denen ca. 1/6 in vollstationären Pflegeeinrichtungen versorgt wird. Die regelmäßige ärztliche Versorgung in den Pflegeeinrichtungen wird meist durch niedergelassen Hausärzte erbracht. Doch gerade in strukturschwachen und ländlichen Regionen ist die haus- und fachärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnern eine Herausforderung. Auch der vom Gesetzgeber in das SGB V eingeführte § 119b, der die Möglichkeit des Abschlusses von Kooperationsverträgen zwischen Ärzten und Pflegeheimen zur Versorgung der Bewohner gestattet, kann dieses Problem nur bedingt lösen.
Gleichzeit wird seit mehreren Jahren ein Anstieg der sog. ambulant-sensitiven Krankenhausfälle (ASK) und Pflegeheim-sensitiver Krankenhausfälle (PSK) beobachtet. Als ASK werden diejenigen Krankenhausfälle definiert, die durch eine besser zugängliche oder bessere Ergebnisse erzielende ambulante Versorgung hätten vermieden werden können. In Deutschland liegt die Zahl dieser ASK regelmäßig zwischen 3,5 und 4 Millionen Fällen pro Jahr. Als PSK werden Fälle klassifiziert, die unter guten Bedingungen (u.a. ärztlicher Versorgung) ohne Krankenhauseinweisung im Pflegeheim hätten behandelt werden können.
Im Rahmen einer Studie der Universität Witten-Herdecke zu PSK aus dem Jahr 2021 wurde aufgezeigt, wie u.a. telemedizinische Interventionen bei bestimmten Erkrankungen dazu beitragen können, unnötige Krankenhauseinweisung zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Projekte mit AOK, Barmer und Korian zeigen Wirkung
MedKitDoc hat seit 2022 mehrere (Pilot-)Projekte, u.a. mit der AOK Nordost, der Barmer und dem Pflegeheimbetreiber Korian Deutschland GmbH durchgeführt, um die Versorgungsqualität von Pflegeheimbewohnern zu steigern und die Rate von PSK zu verringern. Im Rahmen der Projekte wurde die hausärztliche Versorgung von Pflegeheimbewohnern um eine gerätegestützte telemedizinische Betreuung ergänzt. Insgesamt elf Pflegeeinrichtungen mit mehr ca. 300 Bewohnern wurden mit dem Zugang zur MedKitDoc Plattform mit integriertem Videodienst und je einem MedKit, einem Arztkoffer mit digitaler Blutdruckmanschette, Multifunktionsgeräte (zur EKG, Sauerstoff- und Temperatur-Messung) und einem digitalen Stethoskop, ausgestattet. Auch die 16 Hausärzte, die die Pflegeeinrichtungen betreuten, erhielten Zugang zur MedKitDoc Plattform und konnten die Bewohner der Pflegeeinrichtungen nun ergänzend per gerätegestützter Videosprechstunde und asynchronem Chat betreuen.
Die Auswertung des Projektes mit Korian ergab dabei eine signifikante Verringerung der unnötigen stationären Krankenhauseinweisung (in den verschiedenen Pflegeeinrichtungen zwischen 22% und 27%) und damit verbunden eine deutliche Reduktion der stationären Leistungsausgaben um 14.500 € (bezogen auf einen Zeitraum von 6 Monaten in zwei Pflegeheimen). Auch das Projekt mit der AOK Nordost konnte vergleichbare Ergebnisse erzielen und wurde erfolgreich in einen Open-House-Selektivvertrag überführt, dem mittlerweile auch die Barmer beigetreten ist.
Deshalb funktionieren unsere einzigartigen Innovationen - besonders für ländliche Regionen
Der hohe Innovationsgrad der Versorgung mit MedKitDoc ist mehrdimensional und zeichnet sich durch seine Markt-, Prozess- und technologische Innovation aus.
Die Integration modernster Medizintechnik in die MedKitDoc Plattform ermöglicht die abschließende telemedizinische Behandlung von 48 der 50 typischen Diagnosen von Pflegeheimbewohnern. Eine Videosprechstunde allein erreicht gerade einmal 24/50 Diagnosen. Der Einsatz einer digitalen Blutdruckmanschette, einem Multifunktionsgerät für EKG, Sauerstoff- und Temperaturmessung und einem digitalen Stethoskop wird die telemedizinische Diagnostik und Betreuung auf ein neues technologisches Niveau gehoben. Die MedKitDoc Plattform bietet neben dem integrierten Videodienst zudem die Möglichkeit der asynchronen Kommunikation, wodurch eine kontinuierliche und flexible Betreuung ermöglicht wird.
Die prozessuale Einbindung der telemedizinischen Betreuung in den Alltag der Pflegeeinrichtungen verbessert die Effizienz und Qualität der ärztlichen Versorgung erheblich. Dies reduziert nicht nur den Bedarf an physischen Arztbesuchen, sondern ermöglicht auch schnellere Reaktionszeiten bei gesundheitlichen Problemen. Das zeigt sich vor allem in der signifikanten Verringerung der Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfälle (um 22-27%) und somit der effektiven Vermeidung unnötiger Krankenhauseinweisungen. Dies reduziert nicht nur die Patientenbelastung, sondern hat auch erhebliche Kosteneinsparungen für die Kranken- und Pflegekassen zur Folge.
Dabei adressiert unsere Lösung insbesondere die Herausforderungen in ländlichen und strukturschwachen Regionen, wo eine ausreichende ärztliche Versorgung der Pflegeheimbewohner teilweise schwierig ist. Der Einsatz unserer gerätegestützten Telemedizin-Lösung ermöglicht gerade dort eine deutlich bessere Erreichbarkeit und Verfügbarkeit ärztlicher Dienstleistungen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit großen Krankenkassen wie der AOK Nordost und der Barmer sowie Pflegeheimbetreibern wie Korian Deutschland und Alloheim zeigt, dass unsere Innovation bereits gute Marktakzeptanz und -durchdringung findet und skalierbar ist.
Das herausragende Alleinstellungsmerkmal unserer Innovation liegt in der Integration einer umfassenden telemedizinischen Lösung, die sowohl synchrone (Videoanrufe) als auch asynchrone (Chat) Kommunikationswege umfasst und dabei auf fortschrittliche, vernetzte medizinische Geräte setzt. Diese Kombination ermöglicht eine nahtlose und qualitativ hochwertige Betreuung der Pflegeheimbewohner, unabhängig von deren Standort. Durch die enge Zusammenarbeit mit führenden Krankenkassen und Pflegeheimbetreibern können wir zudem sicherstellen, dass unsere Lösungen praxisnah und effektiv implementiert werden. Insgesamt stellt unsere Innovation einen signifikanten Fortschritt gegenüber bestehenden Versorgungsmodellen dar und bietet eine nachhaltige Lösung für die Herausforderungen in der hausärztlichen und fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern.
So sparen wir Milliarden Euro an Kosten im Gesundheitswesen
Das Statistische Bundesamt hat für das Jahr 2022 in deutschen Krankenhäusern insgesamt 16,8 Millionen Fälle registriert. Dieser Wert ist seit 2020 annähernd stabil. Eine Studie im Auftrag des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) aus dem Jahr 2015 kommt zu dem Ergebnis, dass 27 % aller Krankenhausfälle zu den so genannten ambulant-sensitiven Krankenhausfällen (ASK) zählen, die durch eine besser zugängliche oder bessere Ergebnisse erzielende ambulante Versorgung hätten vermieden werden können. Der Anteil dieser ASK an den stationären Behandlungskosten wird in der Studie des Zi mit 7,2 Milliarden Euro beziffert. Dies entspricht etwa 10% der jährlichen voll- und teilstationären Leistungsausgaben der gesetzlichen Krankenkasse.
MedKitDoc konnte mit seinen Partnern in verschiedenen Projekten erfolgreich darstellen, wie der Einsatz gerätegestützter Telemedizin im Pflegeheim-Setting eine signifikante Reduktion der ambulant-sensitiven Krankenhausfälle (ASK) bzw., als deren Teilmenge, die Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfälle (PSK) erreicht werden kann. Durch die Verbesserung der ambulanten haus- und/oder fachärztlichen Versorgung von Pflegeheimbewohnern mittels Telemedizin können daher nicht nur die Anzahl der vermeidbaren Krankenhauseinweisungen reduziert, sondern zeitgleich auch die Kosten für eine voll- oder teilstationäre Behandlung von Pflegebedürftigen eingespart werden. Als Sekundäreffekte kann zudem die Gefahr, dass sich der Gesundheitszustand von Pflegebedürftigen durch eine Krankenhauseinweisung verschlechtert – sei es durch die psychische Belastung, Infektionen oder zu lange Immobilisation – reduziert werden.
Eine Ausweitung der gerätegestützten telemedizinische Versorgung in stationären Pflegeeinrichtungen kann so zu einer deutlichen Steigerung der Versorgungsqualität von Pflegebedürftigen führen und zeitgleich das Kranken- und Pflegekassensystem in Deutschland entlasten. Der Gesetzgeber könnte eine flächendeckende Einführung dieser Innovation durch den Aufbau einer belastbaren Vergütungsstruktur für Betreiber von Pflegeeinrichtungen und betreuende Haus- und Fachärzte sowie Unterstützung beim Ausbau der digitalen Infrastruktur in Pflegeeinrichtungen fördern.
Für MedKitDoc als Technologie-Anbieter stellt der Aufbau von telemedizinischen Versorgungsnetzwerken mit Pflegeheimbetreibern, niedergelassenen Haus- und Fachärzten und Krankenkassen im Rahmen von Selektivverträgen den Kern des Geschäftsmodells dar.
Gerätegestützte telemedizinische Versorgung in ganz Deutschland
Daher schließt MedKitDoc in den kommenden Wochen einen weiteren Selektivvertrag mit einer der größten Ersatzkassen und einem bundesweit agierenden Pflegeheimbetreiber über die gerätegestützte telemedizinische Versorgung von mehr als 20 Pflegeeinrichtungen in ganz Deutschland. So leisten wir unseren Teil zur Verbesserung der Versorgungsqualität für Pflegeheimbewohner, zur Reduktion der Kostenexplosion im deutschen Gesundheitswesen und gestalten aktive neue Versorgungsmodelle.